8. Tagung Betriebliches Gesundheitsmanagement am 06.11.2019

8. Tagung Betriebliches Gesundheitsmanagement am 06.11.2019

Erstellt am: 06.11.2019

Im Fokus: Veränderten Arbeitswelten – Automatisierung, Digitalisierung, Flexibilisierung, mobiles Arbeiten

Ein den spezifischen Bedürfnissen des Unternehmens angepasstes Gesundheitsmanagement ist ein wichtiger Bestandteil zukunftsorientierter Unternehmenspolitik. Bereits zum 8. Mal veranstaltete die Bezirksgruppe Rhein-Neckar des Arbeitgeberverbands Südwestmetall in Kooperation mit der AOK Rhein-Neckar-Odenwald am 6. November 2019 eine Tagung zum Betrieblichen Gesundheitsmanagement. Eingeladen waren sowohl interessierte Mitgliedsunternehmen, insbesondere deren Geschäftsführer, Personalleiter, Arbeits- und Gesundheitsschutzbeauftragte sowie Betriebsärzte, als auch Netzwerkpartner sowie Studierende der HdBAZum dritten Mal fand die Tagung, die von Kai Schweppe, Geschäftsführer Arbeitspolitik bei Südwestmetall, moderiert wurde, in der Hochschule der Bundesagentur für Arbeit in Mannheim statt.
 

Renommierte Experten aus Wissenschaft und Praxis gaben einen Überblick zum Betrieblichen Gesundheitsmanagement (BGM) und zeigten Strategien, Methoden und Instrumente zur Umsetzung auf. Im Fokus der 8. BGM-Tagung standen die veränderten Arbeitswelten: Automatisierung, Digitalisierung, Flexibilisierung, mobiles Arbeiten –Umbrüche, die man als Unternehmen erst einmal durchdringen und dann auch mit ihnen umgehen können müsse, wie der Geschäftsführer der Bezirksgruppe Rhein-Neckar, Arnd Suck in seiner Begrüßung betonte. Insbesondere die Metall- und Elektroindustrie sei von dieser Herausforderung stark betroffen.


Vorträge und Diskussion gaben wichtige Impulse

Im ersten Fachvortrag des Tages widmete sich Prof. Dr. Sascha Stowasser, ifaa – Institut für angewandte Arbeitswissenschaft e. V., Düsseldorf, den Veränderungen in der Arbeitswelt und ihren Auswirklungen auf das BGM. BGM sei viel mehr als ein Konglomerat von Einzelmaßnahmen wie das Angebot von Erste-Hilfe-Kursen, Impfungen, Ernährungsberatung oder gesundem Sport. Meist würden solche Maßnahmen von den Leuten genutzt, die sowieso schon eine Affinität dazu haben und auf sich achten. Diejenigen zu erreichen, die nichts damit anfangen könnten – das sei die eigentliche Herausforderung für das BGM.

Aus der Praxis kam das Best-Practice-Beispiel von Andreas Bader, Leiter Betriebliche Gesundheitsförderung / Life Balance bei der Daimler AG in Stuttgart. Als Herausforderung in seinem Konzern bezeichnete Bader die Tatsache, dass Produktionsmitarbeiter mit BGM-Maßnahmen zu erreichen sehr viel schwieriger sei als diejenigen, die zum Arbeiten ins Büro kommen. Ein Megatrend sei die Individualisierung: Mitarbeitende wollen auf sich zugeschnittene Programme, Nordic Walking mit den Kollegen nach Feierabend sei dafür nicht das richtige Angebot.. Daimler setzt auf eigene Gesundheitszentren vor den Werkstoren oder sogar direkt auf dem Betriebsgelände an den verschiedenen Standorten.

Einen ganz anderen Ansatz präsentierte Dr. Natalie Lotzmann, Leitung Gesundheitsmanagement bei der SAP SE, Walldorf. Sie fordert, Gesundheit neu zu denken. Gesundheit und Wohlbefinden seien entscheidend für unsere Zukunftsfähigkeit. Gerade in der M+E-Branche stehe man vor einem Riesenumbruch. Die Überlebensfähigkeit der Betriebe hat aus Lotzmanns Sicht aber nichts mit Geld zu tun, sondern mit der Einstellung und den Werten eines Unternehmens. Das "Bekenntnis von oben" gehöre dazu, und das könnten gerade KMU sehr gut. Wenn man überzeugen wolle, müsse man die Sprache der Leute sprechen.

Ihr Fazit: Es werden nur diejenigen Unternehmen gesund durch den digitalen Wandel kommen, die die kulturellen Voraussetzungen schaffen, das Potenzial ihrer Belegschaft zu nutzen, die ihre Beschäftigten in ihren individuellen Bedürfnissen unterstützen und die mit einer gesunden (Führungs-)Kultur ein attraktiver Arbeitgeber sindProf. Dr. Volker Nürnberg, Advisory Gesundheitswirtschaft BDO AG, Frankfurt, schilderte den Weg vom früheren Ziel des BGM, nämlich den Krankenstand zu reduzieren, zu heutigen Ziel: dem Employer Branding. Nur 20 Prozent der Unternehmen setzen heute ein BGM ein, mit dem sie nur 10 Prozent der Mitarbeitenden erreichen, so Nürnberg. "Gesundheitsförderung macht die Gesunden noch gesünder, die anderen erreichen wir nicht", bedauerte der Experte. "Wir beschäftigen uns mit den 15 Prozent Gesunden (mit Primärprävention) und den je 5 Prozent Kranken und Langzeitabwesenden (z. B. mit Wiedereingliederungsmaßnahmen) – aber nicht mit den 75 Prozent der Belegschaft, die ein Risiko wie Stress, Übergewicht, Rauchen haben."
Gut vorbereitet durch diese und viele weitere Informationen, die bei der Tagung vermittelt wurden, konnten die Tagungsteilnehmer das Angebot der AOK Rhein-Neckar-Odenwald nutzen und die Pausen aktiv mit neuesten Methoden der Fitness- und Gesundheitsdiagnostik gestalten.

Die 9. Tagung zum „Betrieblichen Gesundheitsmanagement“ wird voraussichtlich am 11. November 2020 stattfinden.


 

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